taz 10.03.2019
Aufwachsen mit Neonazis
Gewalt entstellt den, der sie ausübt
Für den Kampf gegen Rechts ist ziviler Ungehorsam unabdingbar. Er sollte keine Gewalt einschließen – auch, wenn es schwerfällt.
Frühe 1990er Jahre, oberbayerisches Hinterland: Ich flacke im Schlamm, Blut rinnt mir ins Gesicht, Sand in meinen blauen Irokesenschnitt, gefangen im Kreis der Schaulustigen. Die Absätze von Cowboystiefeln hämmern auf mich ein. Der Alkohol in meiner Blutbahn betäubt den Schmerz. Ich wehre mich ausnahmsweise, trete zurück mit meinen Stiefeln mit den roten Schnürsenkeln, halbherzig.
Ein anderer Bauernfascho kickt mich mit seinen Turnschuhen in den Magen, der Nazi-Skin brettert mir seine Faust ins Gesicht: Disco-Party in Oberbayern. Nahezu jedes Wochenende. Mal gefällt ihnen mein zerschlagenes Hakenkreuz auf dem Shirt nicht, mal sind es meine bunten Haare.
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